Hallo ihr Lieben,
weiter geht es nun mit dem Bericht zu Argentinien.
Wahrscheinlich diesmal vor allem mit Bildern und gar nicht sooo viel Text. :)
Grundsätzlich muss ich sagen: Argentinien hat mir wirklich gut gefallen und da würde ich definitiv nochmal hinfahren. Dann aber mit mehr Zeit, so dass ich auch Patagonien sehen kann. Wirklich JEDER sagt, dass es dort wunderschön ist. Aber dafür hat dann die Zeit einfach nicht gereicht.
Ich habe ja schon "nur" Buenos Aires und Mendoza angeguckt.
Buenos Aires hat mir so gut gefallen, dass ich ziemlich schnell entschieden habe, zwei Tage länger zu bleiben.
Es ist jetzt nicht so, dass die Stadt irgendwie DIE EINE tolle Sehenswürdigkeit hat. Aber ich bin unglaublich gerne durch die einzelnen Stadtviertel flaniert und fand auch, dass mehrere Stadtviertel wirklich Charme und Flair haben. Natürlich gibt's zwischendurch auch immer wieder hässliche Gebäude. Aber in Summe fand ich die Stadt einfach wirklich schön.
Die Stadt wird wohl häufig als das Paris Südamerikas bezeichnet. Mich hat es eher an Barcelona erinnert, manchmal auch an Havanna. :D Aber ich versteh schon, wie das gemeint ist.
In Buenos Aires war ich am Ende also eine ganze Woche. Ich habe mir aber auch immer wieder Zeit genommen, mal nichts zu tun oder zu lesen oder zu recherchieren für kommende Reise-Etappen.
Das Wetter in Buenos Aires war auch wieder ein wenig wechselhaft, zwischendurch war es echt kühl.
Der erste Tag war aber noch supersonnig. Daher habe ich hier mal so eine klischeehafte Tour mit einem Doppeldecker Hop on Hop off Bus gemacht. Für mich war die tatsächlich ziemlich praktisch, denn so habe ich schnell ein Gefühl dafür bekommen, welche Stadtteile mir gefallen und wo ich nochmal durchspazieren möchte. Im Viertel La Boca (quasi das frühere Arbeiterviertel und heute z.B. Sitz des Fußball-Vereins Boca Juniors) bin ich auch direkt mal ausgestiegen und ein wenig durchspaziert.
Hier mal ein paar erste Eindrücke...
Der Obelisk ist ein recht bekanntes Wahrzeichen von Buenos Aires und steht mitten auf der Avenida 9 de Juli (Allee des 9. Juli, dem Unabhängigkeitstag von Argentinien).
Die Avenida ist die breiteste Straße der Welt. Ich habe 9 Fahrspuren für Autos in jede Richtung gezählt plus zwei Bus-Spuren in jede Richtung!
Mein Hostel war ganz in der Nähe der Kreuzung "Avenida de Mayo" und "Avenida 9 de Julio". Die kleine fünfspurige Avenida de Mayo war hier also klar die kleine Nebenstraße... ;-)
Ihr seht: Unterhalb von Superlativen mache ich gar nix mehr im Sabbatical. ;-)
Das Fußball-Stadion der Boca Juniors. Wirklich MITTEN im Wohngebiet.
Ich hätte ja in Brasilien oder Argentinien gerne mal ein Fußballspiel gesehen. Hat aber immer knapp nicht hingehauen mit den Heimspielen.
Weitere Impressionen von La Boca und von der Tour.
Es fällt natürlich auch schnell auf, wie fussball-verrückt die Argentinier sind. Überall Bilder oder Puppen o.ä. insbes. von Maradona und Messi.
Angler am Rio de la Plata...
Buenos Aires hat auch ein recht großes Chinatown.
Am Abend habe ich mich dann noch spontan auf einem Sonnenuntergangs-Segeltörn auf dem Rio de la Plata eingebucht.
Zum Einen finde ich Segeln ja zunehmend spannend, zum anderen bietet das bestimmt eine tolle Atmosphäre.
War auch absolut der Hammer! Dem Guide war es auch wirklich wichtig, seinen Gästen Wissen über das Segeln zu vermitteln und sie nicht nur zu betreuen. Der fährt wohl auch regelmäßig Regatten.
Wenn man sich die Karte mal ansieht, denkt man ja, dass der Rio de la Plata eine Bucht des Atlantik ist. Aber tatsächlich ist das noch Süßwasser. Auf der ganzen Fläche zwichen Argentinien und Uruguay hat der Fluss wohl nirgends mehr als 10m Tiefe. Aber er ist eben irre breit. Genau genommen der breiteste Fluss der Welt (schon wieder ein Superlativ :D).
Wir hätten mit dem Segelboot sechs Stunden bis zur Küste von Uruguay gebraucht. Aber da fahren natürlich auch diverse Fähren.
Hat sich auf jeden Fall gelohnt, ein spektakulärer Abschluss des ersten Tages. :)
Ich bin an einem Abend auch mal bei einer Tango-Show gewesen. Das war aber leider nicht so meins und das Konzept hat mir nicht getaugt. Bzw. hatte ich vermutlich auch falsche Erwartungen. Ich hatte gehofft, man lernt da ein wenig über die Geschichte, den Hintergrund und das Wesen des Tango. Faktisch war es eine Entertainment-Show und der Tango-Anteil war noch nicht mal sehr hoch.
Hab's später in der Woche nochmal in einer typischen Tango-Bar versucht, aber da waren die um 23 Uhr immer noch im Tanzkurs (ich habe NICHT teilgenommen :D) und man hat also wenig vom Tanz gesehen.
Na ja... Für mich bleibt der Eindruck, dass Tango vor allem der Tanz der todernsten Blicke ist. Die gucken immer megaangestrengt und fast schon verbissen. Da wird irgendwie wenig gelacht. Da gefällt mir Salsa doch deutlich besser, finde ich wesentlich fröhlicher und lebensbejahender.
Die nächsten Tage bin ich dann wie gesagt einfach immer wieder durch verschiedene Viertel gestreift. Das sanierte Hafenviertel, Palermo (SEHR schön), San Telmo, etc.
Ich teile einfach mal einige Impressionen hier.
Die Kreuzung "Avenida 9 de Julio" und "Avenida de Mayo"
In dem Palast rechts darf das Militär hausieren... :)
An dem Tag konnte man tatsächlich bis nach Uruguay gucken...
Palermo als Stadtviertel hat mir besonders gut gefallen. Ist aber auch... ziemlich hipster-mäßig, um mich mal selber dezent zu beleidigen... :)
Viele Bars, Cafés, Restaurants und individuelle Läden.
Aber ähnlich wie bei Ipanema in Rio... Mit einem Schlag haben die Leute im Schnitt eine sehr viel hellere Haut. Und wie der Zufall es so will, ist es das teuerste Viertel von Buenos Aires.
Sogar Bücherläden in Buenos Aires können wunderschön sein. Da wo früher scheinbar die Theaterbühne war, wurde ein Café eingerichtet.
Alle wichtigen Männer vereint... Gutenberg, Nietzsche, Karl Marx und... HARRY POTTER... ;-) (und natürlich Jane Austen)
Was darf in Argentinien, neben Wein, auf keinen Fall fehlen???
FLEISCH!!! Steak!!!
Ich war bis dahin durch Brasilien und Iguazu eher enttäuscht. Das schöne Steak war immer durchgebraten, maximal zartrosa (und ich habe es medium bestellt). Die Argentinier scheinen das zu mögen? Hat vielleicht ja auch was mit Hygiene zu tun, weil dann natürlich mehr Bakterien abgetötet werden. Ist aber alles Mutmaßung.
In Buenos Aires habe ich mich recht spontan für ein ein Asado (ein Grill-Event) angemeldet. Und das war... WOW!!! Unfassbar gut gegrilltes Fleisch (Schwein, Lamm, Rind) vor unseren Augen.
Nach einer Woche ging es dann mit dem Bus nach Mendoza. Die Fahrt hat 15 Stunden gedauert und es wurden knapp 1.000 Kilometer zurückgelegt.
Ähnlich wie damals in Mexiko ist das Bus-System in Südamerika SEHR viel besser ausgebaut (weil aber auch Zugverbindungen quasi nicht existieren und sich nicht jeder Flüge leisten kann/mag).
Los ging es um 22 Uhr in Buenos Aires, angekommen bin ich um 13 Uhr. Habe mir extra den teuersten Sitzplatz gekauft, um halbwegs passabel schlafen zu können. Hat so semi-gut geklappt. Der Sitz ist sehr bequem und breit. Aber da gab es eine nicht justierbare Fußstütze. Und mit meinen langen Beinen konnte ich dadurch die Füße einfach nicht ausstrecken.
Trotzdem fand ich es gut, den Bus zu nehmen. So habe ich wenigstens noch ETWAS von der Landschaft gesehen.
Es ist eine tolle Weite, ab und zu unterbrochen von uralten Vulkanresten oder Gebirgszügen (wo wohl auch diverse gut erhaltene Dinosaurier-Fossilien gefunden wurden).
Warum eigentlich Mendoza? Zum Einen ist es eh das Tor nach Chile, zum Anderen DIE Wein-Region schlechthin in Argentinien. Und wer mich kennt... :)
Außerdem habe ich es mir toll vorgestellt, auch die Anden zu sehen und Mendoza ist ja an deren Fuß.
In Mendoza angekommen, war ich ehrlich gesagt erstmal total irritiert.
Die Stadt war einfach komplett leer. Und gefühlt war ich der einzige Tourist, der unterwegs war.
Vielleicht einfach, weil es Sonntag nachmittag war oder die Leute unterwegs waren. Aber es fühlte sich echt etwas gespenstisch an.
Aber Mendoza ist natürlich auch eine andere Welt als Buenos Aires. In Buenos Aires ist es immer voll, laut und trubelig. Mendoza ist viel viel kleiner und damit ruhiger und entspannter. Und eben auch viel leiser dadurch.
In Mendoza hatte ich drei Tage zur Verfügung.
Den ersten Tag habe ich dann einen Ausflug ins Valle de Uco gemacht, eine sehr bekannte Weinregion dort.
Den zweiten Tag habe ich einen Ausflug in die Anden gemacht.
Den dritten Tag habe ich nicht viel gemacht und eher mal entspannt und Dinge organisiert.
Ich hatte überlegt, noch einen Tag länger zu bleiben und noch einen Wein-Ausflug zu machen. Aber irgendwie sind die Weingüter ja dann doch ähnlich. Hätte natürlich nochmal ganz tolle Weine kennenlernen können. Aber mir hat dann einfach die Lust gefehlt.
Mendoza ist echt in ner spannenden Lage. Am Fuß der Anden, aber auf der wind-abgewandten Seite. Die Wolken und damit die Niederschläge kommen vom Pazifik und müssen sich in Chile abregnen, um es über die Anden zu schaffen. Mendoza ist daher eher eine Halbwüste. Auf mich wirkte es sehr steppenartig. Und die Stadt hat 300 Sonnentage im Jahr. Natürlich habe ich bewölkte Tage und auch ein heftiges Gewitter abbekommen. Zieht sich genauso durch wie die Superlative. ;-)
Interessant ist halt, dass sie offenbar ein sehr ausgeklügeltes Bewässerungssystem haben. Denn faktisch wird dort in großen Dimensionen Obst, Wein und Knoblauch angebaut. Und das braucht ja alles nicht wenig Wasser.
Bisschen komisch war manchmal der Anblick von Ölförder-Pumpen und Raffinerien zwischen den Obstplantagen und Weingütern. Tatsächlich ist der Energiesektor wohl der wichtigste Wirtschaftszweig in der Region.
Hier zunächst mal Impressionen von der Stadt selber von verschiedenen Tagen.
Die Weintour war echt super. Schöne, unterschiedliche Weingüter, gute Weine, sehr gutes Essen.
Und fast immer das fantastische Anden-Panorama.
Anbei am Anfang mal ein Screenshot von der Peakfinder-App vom ersten Weingut aus. Man sieht tatsächlich diverse 5.000er und sogar einen schneebedeckten, erloschenen Vulkan mit 6.570m Höhe... :o
Und Mendoza ist auch nur so auf 700-800m gewesen (das Weingut selbst aber offenbar schon auf 980m). Die Berge waren halt noch ein ganzes Stück weg, dadurch wirkte das gar nicht sooo gigantisch. Ich fand's trotzdem megabeeindruckend. :)
Links im Bild ist besagter Vulkan. :)
Auf Weingut Nr. 2 :)
Weingut Nr. 3 war dann besonders spektakulär gelegen.
Den Ausflug in die Anden fand ich auch total toll. Auf die Anden hatte ich mich eh schon lange gefreut, ich mag die Berge einfach und die Anden sind halt ECHT hoch.
Es ist echt spannend, wie ähnlich und gleichzeitig unterschiedlich sie zu den Alpen sind.
Man sieht sehr deutlich, dass es sich um ein Faltengebirge handelt. Die Höhe der Berge im Vergleich zu den Alpen merkt man irgendwie gar nicht so sehr. Hab mir das noch viel mehr wie eine Wand, vor der man steht, vorgestellt. Und natürlich ist das Klima ein ganz anderes. Das sind ja wirklich wüstenartige Gebirgssteppen. Schnee liegt gefühlt erst ab 5.000m (und wir sind hier ja erst im Frühling).
Das ist wieder der schneebdeckte Vulkan mit über 6.500m Höhe. :)
Der ganze Weg führt die Passstraße nach Chile entlang, die echt gut ausgebaut ist. Früher gab es hier eine Eisenbahnlinie. Die wurde aber eingestellt, weil die Instandhaltung einfach viel zu teuer war. Die Strecke war immer wieder betroffen von Erdrutschen, Steinschlägen, Lawinen und/oder Überschwemmungen.
Absolutes Highlight...
Der Blick auf den Aconcagua. 6.961m hoch und damit gibt es weltweit nur im Himalaya / Karakorum / Hindukusch höhere Berge als den Aconcagua.
Der Berg war immer noch über 20km weg und ich stand da bereits auf 2.982m (also 20m "über" dem Gipfel der Zugspitze). War ordentlich windig und kühl dort. Mag mir nicht vorstellen, wie es auf der Bergspitze zugeht...
Aber ich fand's total beeindruckend, auch diese Schneemassen da oben mit der Abbruchkante bei dem einen Schneefeld.
Und hier noch der Beweis, dass es sich auch bei den Anden letztlich auch um aufgefalteten Meeresboden handelt.
In dem Fels waren mehrere Anemonen-Fossilien zu entdecken. :)
Eigentlich ist in der Gegend die Chance wohl sehr hoch, den Condor-Vogel zu sehen. Da hatten wir aber leider Pech.
Laut dem Guide leben auch tatsächlich noch Pumas in den Anden und werden auch immer wieder gesehen entlang der Paß-Straße. :o
Ich bin dann letztlich die gleiche Straße auch auf dem Weg nach Chile gefahren. Ich wollte ja die Anden unbedingt per Bus überqueren. Mir war natürlich nicht bewusst, dass ich die halbe Strecke (der Aussichtspunkt auf den Aconcagua ist tatsächlich schon kurz vor der Grenze zu Chile) schon gefahren bin. Macht ja aber nix! :)
Habe mir wieder so nen bequemen Sitz gebucht, diesmal im Obergeschoss des Doppeldeckers und in der ersten Reihe. Also mit Panorama-Blick. ;-)
Hier wieder einige Impressionen.
Ein stillgelegtes Skigebiet
Aber... Ich hätte vielleicht auch ein NOCH besseres Gefährt für die Anden-Überquerung wählen können. Einen Ferrari z.B.?
Jetzt schon auf der chilenischen Seite.
Ganz allgemein sind mir in den 1,5 Wochen Argentinien drei Dinge jetzt sehr stark aufgefallen.
- Der Recherche- und Organisationsaufwand ist RIESIG. Es gibt immer was zu klären. Die nächste Unterkunft, der nächste Transport, der nächste Aufenthalt. Das nächste Cafe/Restaurant, wenn ich nicht im Hostel frühstücke oder koche (letzteres tue ich noch selten).
Es gelingt mir noch nicht gut, da die richtige Balance zu finden. Die zweitbeste Lösung ist manchmal sicher fast so gut wie die erstbeste, für die ich dann aber vielleicht nochmal deutlich länger recherchiere. Also, den Aufwand muss ich echt noch runterfahren. - Es gelingt mir auch noch zu wenig, einfach mal nichts zu tun, Fünfe grad sein zu lassen und zu entspannen. Ich bin ja an Orten, wo ich noch nie war. Es gibt immer was zu sehen und zu tun. Gleichzeitig aber fehlt mir dadurch die Zeit zum Reflektieren, zum Entspannen und zum Lesen. Es ist völlig okay, mal keinen Ausflug zu machen und sich einfach mit dem Kindle in ein Café zu setzen. Dazu muss ich mich aber echt disziplinieren und das noch viel mehr als bisher. Die ganzen Ausflüge gehen auch echt tierisch ins Geld, die sind nur günstig.
Also, auch hierzu muss ich noch die richtige Balance finden. - Es ist nicht so einfach wie erhofft, Leute kennenzulernen. In den Hostels sind halt überwiegend partyhungrige Leute in ihren 20ern. Das kann mal für einen Abend lustig sein, aber sinnstiftende Gespräche hat mir das jetzt eher nicht gebracht. Vermutlich muss ich noch viel konsequenter Leute auf den Ausflügen anhauen, ob sie abends mal was trinken gehen wollen oder so.
Die Schweizer in Rio waren da jetzt bisher echt die Ausnahme.
Hatte echt gehofft, auch mal andere Reisende zu treffen, die vielleicht Teile der Route auch bereisen. Das war bisher nicht so.
Hatte dann in Mendoza auch echt mal nen Hänger, weil alle diese drei Erkenntnisse ziemlich auf einen Schlag kamen und auf mich "einprallten". Mal gucken, ob es mir gelingt, da besser zu werden. :)
Das soll es erstmal wieder gewesen sein. :)
Jetzt habe ich noch etwas über eine Woche in Chile. Hier stehen Santiago de Chile, Wein und die Atacama-Wüste auf dem Programm.
Lasst es euch gut gehen! :)
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Kommentare
Tolle Bilder und macht Spaß durch deine Beschreibungen ein bisschen mitzureisen ;)
Hab noch eine tolle Zeit